Im vierten und letzten Teil der Fortbildungsworkshopreihe „Arbeits+Organisations-Psychologie 2018/19“ präsentierte Dr. Kurt Seipel die Planung und Umsetzung eines Projekts zur digitalen Transformation von Mitarbeiter*innengespächen in einem mittelständischen, international tätigen Unternehmen.
Im Juni 2018 startete das neue Format „Fortbildungsworkshop“ der Sektion A+O-Psychologie der BÖP-Landesgruppe Tirol mit der 1. Veranstaltung zum Thema Grundlagen der Arbeitszeitflexibilisierung vor dem Hintergrund der damaligen aktuellen Änderungen zum Arbeitszeitgesetz.
Im September 2018 präsentierte Ing. Mag. Bernhard Mair beim 2. Veranstaltungstermin ein konkretes Projekt zur Entwicklung und Implementierung eines auf Gleitzeit basierenden Arbeitszeitmodells in einem Unternehmen mit rund Mitarbeiter*innen.
Beim 3. Workshop, am 6.6.2019 setzten sich die Teilnehmer*innen mit Kernthesen zur Digitalisierung im Arbeitsleben auseinander: Von der betrieblichen Realität, über die Rolle von Erwerbstätigen in einer Welt ständiger Veränderung und bis hin zum Einfluss der Digitalisierung auf die Verantwortung von Führungskräften.
Der 4. und letzte Termin der Reihe, am 9.9.2019, stand wieder im Zeichen des Praxistransfers. Von Dr. Kurt Seipel wurden Impulse bzw. Herausforderungen bei der digitalen Transformation anhand eines konkreten Projekts zur Digitalisierung des Personaltools Mitarbeitergespräch aufgezeigt.
Pro und Kontra zur Besprechungskultur in Unternehmen
ARBEIT, STELLENMÄRKT UND WEITERBILDUNG IN TIROL – JOBS.TT.COM
Woher die Meetingkultur kommt? Ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, als man begann, in fast allen Unternehmen Abteilungen zu bilden, sagt Redner Lens Vollmer.
Meeting oder
Theaterspiel?
Ob Besprechung, Meeting, Jour fixe oder Konferenz: Für 8
von 10 Arbeiternehmern sind diese Zusammenkünfte ineffektiv. Ein Kritiker und
ein Befürworter im Gespräch.
Von Nina Zacke
Telfs, Barcelona – Montags, 10 Uhr, Besprechungsraum
eines Tiroler lT-Unternehmens: Der eine Kollege checkt heimlich seinen Facebook-Account,
mimt aber den aktiven Zuhörer, während der andere hinter vorgehaltener Hand
bereits das fünfte Mai gähnt und danach jedes Mal zustimmend nickt. Der Grund:
Das anberaumte Meeting dauert bereits eine Stunde. Ein Ende ist noch lange
nicht in Sicht, geschweige denn ein Ergebnis.
Durchschnittlich sitzen Büroangestellte 16.5 Stunden pro
Monat in Besprechungen, Meetings, Jours-fixes oder Konferenzen. So gaben laut einer
aktuellen Studie vonSharp Business Systems 8 von 10 Arbeitnehmer an, dass sie Meetings mehrheitlich als ineffektiv empfinden. Mehr als die Hälfte der Befragten beklagten, dass die Besprechungen meíst nicht zu klaren Ergebnissen führen und zudem langweilig sind.
Für den deutschen Unternehmer und Redner Lars Vollmer sind Meetings meist redundant und einfach nur Theater. Was er damit meint. erklärt Vollmer im Detail: „Businesstheater ist eine der populärsten Formen von Beschäftigung die ich von dem Begriff Arbeit unterscheide. Das ist nämlich eine Tätigkeit, die Mitarbeiter nicht für den Kunden, sondern zum Erhalt des Systems tun.“
Das klinge nach einer Lappalie, sei aber ein Riesenunterschied, betont der Bestsellerautor. Man könnte es auch so formulieren: Theater muss man immer dann spielen, wenn etwas keinen Sinn und Zweck hat. „Und so ist es beim Meeting“, sagt der Management-Guru.
Wer also zu einem Meeting geladen wird, hat zumeist keine Ausweichmöglichkeit. Da sich gelangweilt zu zeigen keine Möglichkeit ist, spielt man das Spiel mit. „Dann verhalten sich die Menschen so, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird. Und das ist typisch für Theater. Man spielt das, was das Publikum von einem erwartet“, erklärt Vollmer. Und so reiht sich das Meeting in eine lange Liste an Formen von Businesstheater ein: Mitarbeitergespräche, Audits, Budgetrunden.
Woher diese Plage kommt, ist für Lars Vollmer ganz klar: ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, als man damit begann, in fast allen Unternehmen funktional zu teilen, also Abteilungen zu bilden.
Aber Meetings seien an sich nicht das Problem, sagt der Ingenieurwissenschafter:
„Die Meetingplage selbst ist das Symptom, nicht die Ursache des Problems. Das
Problem ist die falsche Organisation für die heute fast immer dynamischen
Märkte.“
Und so kommt es, dass Unternehmen sich nicht anders zu helfen wissen, als ein plötzlich auftretendes Ereignis oder ein Problem mit einer Besprechung zu lösen. „Man könnte sagen, es hapert hier an der Fantasie, an der Vorstellungskraft oder einfach an der Auseinandersetzung damit, dass das Meeting selbst, also die Durchführung des Meetings, nicht das Problem darstellt“, kritisiert der gebürtige Sauerländer.
Ganz anders sieht das der Meeting-Befürworter Bernhard Mair: „Ich bin ein Befürworter von Meetings vor dem Hintergrund, dass ich ein Gespräch als Voraussetzung für das Lösen jeglichen Problems betrachte.“ Ohne Dialog funktioniere auch keine Problemlösung, sagt Mair. Bernhard Mair ist Arbeitspsychologe, Unternehmensberater und Mediator.
Seine Expertise wird deswegen des Öfteren in Form einer moderierenden Funktion bei Meetings eingesetzt. Und hier wendet er unterschiedliche Methoden an, um das Einhalten von Redezeiten oder das Erhöhen der Aufmerksamkeit zu garantieren: So entfernt er schon mal den Tisch um dem sich normalerweise die Meetingteilnehmer setzen oder legt einen Redestock in die Mitte der Gruppe. „Ich bin Psychologe und liebe es, Verwirrung zu schaffen“, sagt Mair. Denn: Damit eine Besprechung oder Konferenz erfolgreich abläuft, müssen laut Mair Regeln eingehalten werden.
Zwei Aspekte seien hier maßgeblich: Transparenz und ein
geeignetes Setting. „Mit Transparenz meine ich, dass alle Teilnehmer im Vorfeld
darüber Bescheid wissen, worum es geht und was das Ziel der Besprechung ist“, erläutert
der Psychologe.
Dafür braucht es eine Tagesordnung. Zum Beispiel: Wir besprechen 10 Punkte, haben insgesamt 45 Minuten Zeit und die Redezeiten pro Mitarbeiter sind 4 Minuten. „Das scheint trivial zu sein, aber tatsächlich werden die meisten Besprechungen hierzulande ohne Tagesordnung geführt“, betont der Telfer.
Um ein geeignetes Setting zu finden. müssten sich die Organisatoren
fragen: Wo findet das Meeting statt? Wie findet es statt – im Sitzen oder im
Stehen? Sind Pausen vorgesehen? Welche Technik ist im Einsatz?
Vor allem „stehende“ Meetings seien besonders effizient.
Diese würden nämlich im Allgemeinen zwischen 15 und 25 Prozent schneller ablaufen,
hebt der Mediator hervor. So führen Meetings, die im Stehen erfolgen, dazu, dass
man eine aufrechte Haltung hat und „sich nicht in den Stuhl zurücklehnen und lümmeln
kann“, so Mair. Was Langeweile erst gar nicht aufkommen lässt.
Wer jetzt denkt, man hätte beim Thema Meeting nur eine Entweder-oder-Option täuscht sich. Denn Lars Vollmer hat eine Lösung in petto: Die Ursache bekommt man nur dann in den Griff, wenn man die Organisation neu strukturiert, sagt Vollmer.
Manche Unternehmen tun das unter dem Schlagwort „agile Organisation“.
Dabei geht es darum, integrierte Wertschöpfungsteams aufzubauen, also Teams zu gründen,
die in Vollzeit aus den verschiedensten Expertisen heraus gebildet werden und die
dann ein kundengetriebenes Problem vollständig übernehmen.
Diese Gruppen werden sich auch treffen, aber sie werden –
das zeigt die Beobachtung relativ gut – keine klassischen Meetings durchführen“,
so der 48-Jährige. Diese Personen werden nur über relevante Probleme ihrer Gruppe
sprechen. Denn das Problem geht sie schließlich wirklich etwas an, es ist nicht
das Problem der anderen. Dadurch werden die Meetings kürzer und wirksamer, weil
sie einen echten Sinn stiften.
Digitalisierung bedeutet nicht automatisch, dass Mitarbeiter in Betrieben vollständig entmündigt, überwacht und Arbeitsprozesse durch Maschinen entmenschlicht werden.
Digitalisierung:
So bleibt der Mensch im Mittelpunkt
Digitalisierung bedeutet nicht
automatisch, dass Mitarbeiter in Betrieben vollständig entmündigt, überwacht
und Arbeitsprozesse durch Maschinen entmenschlicht werden, sagt Arbeitspsychologe
Ing. Mag. Bernhard Mair. Allerdings sollten Unternehmen mit entsprechenden Vereinbarungen
sicherstellen, dass der Mensch im Mittelpunkt bleibt.
Was sind aus Ihrer Praxiserfahrung die
größten Problemfelder bei der Digitalisierung von betrieblichen Abläufen?
Mair: Es gibt zwei Zugänge: Zum Ersten
die Interaktion mit Nicht-Menschen, wenn also im Augenblick der Interaktion nicht
klar ist: Wer ist z.B. im Rahmen digitaler Kommunikation mein Gegenüber? Und zum
Zweiten das Thema Überwachung und Entmündigung. Vor allem die vollständige
Mitarbeiter-Überwachung steht als Gefahr für den persönlichem Handlungsspielraum
im Vordergrund.
Wenn z. B. digitale Zeiterfassung über das Mobiltelefon in Unternehmen etabliert
wird, schafft das zwar zunächst Erleichterungen, weil Mitarbeiter*innen nicht
mehr an lokale Zeiterfassungssysteme gebunden sind. Aber gleichzeitig taucht
dann die Frage auf: Werden auch geographische Daten (GPS) miterfasst? Das wird
vor allem bei Mitarbeitern*innen im Außendienst ein Thema, wenn diese deren Firmen-Pkws
auch für private Zwecke nutzen können. Wenn das alles digital automatisch dokumentiert
wird, würde dies eine totale Überwachung darstellen.
Ein weiteres Beispiel wäre, wenn für die Erledigung von Aufgaben fixe
Intervalle vorgegeben werden. Das ist der Fall bei der Betreuung von Menschen
z.B. in Therapieeinrichtungen: Wenn exakte Minutenintervalle für einen Klienten
bzw. Patienten vorgegeben werden, dann können über das zur Verfügung stehende Zeitintervall
hinausgehende Bedürfnisse aller Beteiligten auf der Strecke bleiben.
Was können Unternehmen und
Institutionen tun, um dem zu begegnen?
Das wichtigste Thema ist Transparenz: Mitarbeiter*innen müssen Kenntnis
darüber haben, wie deren Daten verwendet werden, und sie sollen auch in ausreichendem
Ausmaß die Kontrolle über ihre Daten haben, indem z. B. innerhalb von 24 Stunden
digitale Protokolle selbst geändert werden können. Um beim Beispiel von Außendienstmitarbeiter*innen
zu bleiben, dass private Fahrten auch als solche zwar bezeichnet, Zeit- und
Ortsangaben aber gelöscht werden können.
Das muss der Arbeitgeber dann auch
dulden.
Ja, das sollte z.B. in einer Compliance-Vereinbarung entsprechend fixiert
sein. Ein ganz anderes Beispiel wäre das Programmieren, Einrichten und
Überwachen von CNC-Maschinen bei automatisierten Fertigungsprozessen. Solche
Arbeitsplätze sollten möglichst unterbrechungsfrei gestaltet werden und
gleichzeitig Zeit und Raum bieten, dass Arbeiter*innen genügend Entscheidungs-
und Handlungsspielraum haben, den direkten Arbeitsplatz zu verlassen.
Der Mitarbeiter darf also durch digitale
Überwachung nicht in einem zu engen Korsett gefesselt werden? Gibt es da Musterverträge
für solche Compliance-Vereinbarungen?
Nein, das sind naturgemäß sehr betrieblich-individuelle Vereinbarungen, bei
denen es auch darum geht, die Mitarbeiter*innen einzubeziehen.
Gibt es aus Ihrer Praxiserfahrung die
Erkenntnis, dass sich das positiv auf den Betrieb auswirkt?
Ja. Die durch Mitarbeiter*innen mitbestimmte Gestaltung von Arbeitsaufgaben,
Arbeitsstruktur und Arbeitszeit wirkt sich sehr positiv auf die
Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmotivation aus.
Wo steht Tirol bei der mitarbeitergerechten
Vorbereitung auf künstliche Intelligenz und digitale Zukunft?
Generell ist meine Einschätzung, dass die Industrie hier sehr viel weiter
ist als nichtindustrielle Klein- und Mittelbetriebe. Dort, wo die Industrie stark
ist, ist auch dieses Thema sehr gut verankert, z. B. in Oberösterreich.
Ihre Empfehlungen für die Tiroler
Unternehmen?
Grundsätzlich ist die Beteiligung von Mitarbeiter*innen bei der Gestaltung
von Arbeitsprozessen ein spannendes Thema für die Gesundheit am Arbeitsplatz
und den Erfolg von Unternehmen. Betriebe, die hier tätig werden, haben auch Vorbildwirkung
auf andere. Hier finde ich die Einbeziehung von Arbeitspsycholog*innen sehr
lohnend.
Die Zielsetzungen der Arbeitspsychologie sind zweifach: zum Ersten das Thema
Gesundheit am Arbeitsplatz als wesentliche Voraussetzung für Zufriedenheit am
Arbeitsplatz, und zum Zweiten die Chance der Persönlichkeitsweiterentwicklung von
Mitarbeiter*innen.
Das bedeutet auch, lebenslanges Lernen zu ermöglichen und zu
unterstützen. Denn eines ist klar: Um flexibel auf die, immer rascher voranschreitenden
Entwicklungen in Unternehmen reagieren zu können bzw. um diese auch selbst mitzugestalten,
ist die Fähigkeit zu einer fortwährenden Anpassung in unseren Arbeitsbiografien
erforderlich. Außerdem ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion über das eigene
Handeln und die persönlichen Zielsetzungen wesentlich. Ich bin der Ansicht,
dass in dieser Hinsicht noch viel zu tun ist. Nicht nur in der Aus- und Weiterbildung
im Arbeitsleben selbst, sondern schon im vorausgehenden Schul- und Bildungsbereich.
ZUR PERSON:
Ing. Mag. Bernhard Mair ist
zertifizierter Arbeits- und Organisationspsychologe, Unternehmensberater,
Mediator, Referent am MCI-Management Center Innsbruck und an der
Österreichischen Akademie für Psychologie. Er engagiert sich als Obmann des Vereins
Konflikthilfe Tirol für den Einsatz außergerichtlicher Konfliktlösungsverfahren.
Mair kennt die betriebliche Praxis, war knapp zehn Jahre lang Projektleiter und
Bauleiter bzw. Baumeister. Er lebt und arbeitet in Telfs.
Fortbildungsworkshop des BÖP Tirol Fachgruppe Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychlogie
Telfs, 6. Juni 2019: Aktuell zur Diskussion rund um die Digitalisierung der Arbeitswelt setzt die Landesgruppe Tirol des Berufsverbands Österreichischer Psychologinnen und Psychologen das 2018 begonnene Format „Fortbildungsworkshop“ für interessierte Arbeits- und OrganisationspsychologInnen fort.
In der Praxis von Ing. Mag. Bernhard Mair in der Bahnhofstraße 5 in Telfs präsentiert Dr. Kurt Seipel bei dieser Veranstaltung unterschiedliche Perspektiven der Entwicklung digitaler Arbeitswelten.
Das Konzept dieser Veranstaltungsreihe „Fortbildungsworkshop“ hat im Zeitraum 2018/19 die Themen Flexibilisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt in den Fokus genommen. Zu jedem Schwerpunkt gibt es dazu eine Auftaktveranstaltung mit Konzentration auf die geltenden Rahmenbedingungen sowie den theoretischen Grundlagen und einer Folgeveranstaltung mit der Präsentation einer konkreten Umsetzung in der Praxis.
Bei diesen auf maximal 15 Personen begrenzten zweistündigen Treffen gehört die Diskussion und der Erfahrungsaustausch zwischen den teilnehmenden Expertinnen und Experten wesentlich zum Charakter der Veranstaltungsreihe „Fortbildungsworkshop„.
Unter diesem Motto stand am 15.3.2019 die 4. Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Smarte Produkte & Systeme“ (SPS) an der Fachhochschule Kufstein Tirol, organisiert vom Masterstudiengang Smart Products & Solutions.
Die Tagung als Plattform zum Erfahrungsaustausch unter ExpertInnen, widmete sich folgenden Fragestellungen:
Wenn
MitarbeiterInnen im digitalisierten Unternehmen von operativen
UmsetzerInnen zu ProblemlöserInnen werden– was wird dann aus den
Vorgesetzten? Wie können sie die MitarbeiterInnen am besten
unterstützen?
Schneller, flexibler, ständig erreichbar und gläsern:
Digitalisierung kann zu höherem Druck, Arbeitsintensität und verstärkter
Überwachung führen – wie können einzelne MitarbeiterInnen dem begegnen
und sich vor massiver Verhaltenskontrolle schützen?
Maschinen übernehmen vermehrt Entscheidungen – aber nach welchen
Regeln handeln sie? Welche Verhaltensgrundlagen sollen wir den Maschinen
implementieren?
Nachlese einer spannenden Veranstaltung
In seinem Eingangsreferat beschrieb Ing. Mag. Bernhard Mair
wie sich die Arbeitspsychologie seit dem Aufkommen der Digitalisierung
verändert hat. Weg von einem ausschließlichen Messen der äußeren
Belastungen für MitarbeiterInnen, hin zum Erkennen der inneren
Beanspruchungen. Und hier ist in der Praxis zu sehen, dass die
zeitlichen Abstände zwischen Stresssituationen für MitarbeiterInnen
kürzer geworden sind.
Herr Manfred Lechner, Betriebsrat bei INNIO Jenbacher und Herr Patrick Tirof,
Landesvorsitzender der Gewerkschaft PRO GE beschrieben in der Folge das
vielseitige Mitwirken der ArbeitnehmerInnen bei der Gestaltung der
neuen Arbeitswelten. Beispielsweise über firmenübergreifende Initiativen
wie der Plattform Industrie 4.0 oder innerhalb der Unternehmen, etwa
durch Qualifizierungsmaßnahmen.
Einen dritten Aspekt von „Mensch & Digitalisierung“ beschrieb Herr Dr. habil. Georg Gasser
von der Universität Innsbruck in seinem Vortrag: „die ethische
Komponente“. Festgemacht an Wirkungen der Digitalisierung auf die
menschliche Privatsphäre, die Autonomie des Handelns und die menschliche
Würde, zeigte Herr Gasser wie menschliche Zustimmung zu fremder
Datennutzung immer impliziter wird, eine ständige Entmündigung durch
maschinelle Entscheidung stattfindet und der Einsatz von Robotern zu
einer schleichenden Dehumanisierung führt. Sein Vortrag mündete in einem
Plädoyer für eine „digital private policy“, die eine explizite
Zustimmung der NutzerInnen zu neuen Technologien und Datennutzungen
einfordert.
Abschließend zeigte Herr Dipl.-Kfm. Stefan F. Gross,
Buchautor und Coach aus München, wie sich Führung durch die zunehmende
Technologisierung ändern muss, um das Potential der MitarbeiterInnen zu
heben. Weg vom militärischen Stil, hin zu einem komplexen
Führungsverhalten das der jeweiligen Situation angepasst ist und den
MitarbeiterInnen Wertschätzung und Sinn vermittelt.